Knappes Angebot beflügelte die Preise … für Milch und Milchprodukte
Andreas Gorn fasst die Entwicklung auf dem Milchmarkt im Jahr 2024 zusammen. Trotz der momentanen Konjunkturschwäche und weiteren Herausforderungen im Marktumfeld sieht der Marktexperte dem Jahr 2025 recht optimistisch entgegen.

„Nach einem anfänglich stabilen Verlauf entwickelte sich der Milchmarkt 2024 ab Herbst sehr volatil. Das lag vor allem an der erhöhten Käseproduktion, durch die viel Rohstoff gebraucht wurde, sodass die Bestände an Butter und Magermilchpulver bereits im ersten Halbjahr deutlich niedriger ausfielen als in den Vorjahren – trotz zunächst leicht erhöhter Milchanlieferung.


Ab Mitte des Jahres kam es durch die Blauzungenkrankheit dann zu einem verstärkten Rückgang des Milchaufkommens, was die Milch hat knapper werden lassen. Die Folge: Ab Herbst stiegen die Preise für Milch und Milchprodukte am Spotmarkt wieder, besonders bei fetthaltigen Erzeugnissen. Die Verwertung der Milch über Käse war dabei höher als bei Butter und Pulver sowie den längerfristigen Kontrakten im Lebensmitteleinzelhandel.
 

Der Blick auf das Jahr 2025 und die Prognosen sind risikobehaftet, der Milchmarkt könnte aber, trotz zahlreicher Unsicherheiten und pandemischer Einflüsse, insgesamt robust bleiben. Zum Jahreswechsel dürften die Bestände bei den Herstellern weiterhin recht niedrig sein. Gleichzeitig dämpfen voraussichtlich der Rückgang der Milchkuhbestände und die Auswirkungen der Blauzungenkrankheit das Milchaufkommen. Das würde, bei anhaltend hoher Käseproduktion, zunächst die Rohstoffverfügbarkeit begrenzen und für vergleichsweise hohe Preise sprechen. Für den weiteren Verlauf ist entscheidend, wie sich die Milchproduktion entwickelt und inwieweit preisbedingte Nachfragereaktionen den Absatz von Milchprodukten beeinflussen.“

„2025 wird ein weiteres herausforderndes Jahr …”

Andreas Gorn
Andreas Gorn
, Head of Insights & Dairy Markets
Marken unter wachsendem Druck

„Steigende Lebenshaltungskosten zwingen Verbraucher weiter auf den Preis zu achten. Trotz sinkender Inflation bleibt das Leben in Deutschland teuer. Hinzu kommen branchenbezogene Herausforderungen in der ‚Weißen Linie‘: Milchprodukte verlieren an Popularität, besonders bei jüngeren Generationen, die sich zunehmend pflanzlichen Alternativen zuwenden. 

Auch die Ernährungstrends entwickeln sich weiter: Der Trend zur ‚Nutrition Positivity‘ stellt die ausgewogene, gesunde Ernährung in den Mittelpunkt. Der „Planetary Health“- Ansatz ergänzt diesen Trend um eine ressourcenschonende Produktion.

Produkte, die das Altern verlangsamen sollen, gewinnen zusätzlich an Bedeutung. Insgesamt entwickelt sich der Trend hin zu funktionellen Lebensmitteln und Nahrungsergänzungen, die Gesundheitsansprüche mit Nachhaltigkeit kombinieren.
Für Markenhersteller ist die Lage weiterhin angespannt. Eigenmarken profitieren klar von der Preisorientierung der Konsumenten, während Markenprodukte trotz erhöhter Promotionsaktivitäten den rückläufigen Absatz nur bremsen, jedoch nicht aufhalten können. Dennoch können sich starke Marken mit einem klaren Alleinstellungsmerkmal auch in Krisenzeiten behaupten. So gelingt es zum Beispiel MILRAM, sich bei Käse besser als der Markt und besser als die Eigenmarken zu entwickeln und damit die Marktführerschaft auszubauen.

Für 2025 ist davon auszugehen, dass die Mehrheit der Konsumenten nicht automatisch zu etablierten Markenprodukten zurückkehrt. Markenhersteller müssen daher verstärkt Anreize schaffen, um Kunden zurückzugewinnen. Zwar gelten diese Produkte nach wie vor als innovativer, doch nach Jahren eingeschränkter Investitionen steigt der Druck, neue Impulse zu setzen.“

„Verbraucher sind weiterhin sehr preissensibel.”

Susanne Rusch
Susanne Rusch
, Head of Market Research