Mehr als nur Zahl und Buchstabe
Haltungsform und Nutri-Score – diese Label machen Lebensmittel für Verbraucher transparenter. Aber helfen sie bei der Kaufentscheidung? Ein Überblick

Was einst nur eine Routine war, ist zu einer Mission geworden: Verbraucher achten zunehmend auf Hinweise, die mehr als nur Inhaltsstoffe verraten. Diese Kennzeichnungslabel sind die neuen Wegweiser für Gesundheit, Nachhaltigkeit und ethische Standards. Der Konsument will mehr, als nur satt werden. Wie aus dem aktuellen Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft hervorgeht, beachten rund 65 Prozent der Menschen das sogenannte Tierwohllabel – fast doppelt so viele Menschen wie 2015, als es nur 36 Prozent waren. Auch Zutatenverzeichnis, Mindesthaltbarkeitsdatum und Angaben zur Herkunft sind ihnen wichtig.

Überblick Lebensmittelampel

Außerdem beeinflusst der Nutri-Score mehr als ein Drittel der befragten Verbraucher bei ihrer Kaufentscheidung. Diese Kennzeichnung, auch Lebensmittelampel genannt, zeigt anhand von farblich gestalteten Buchstaben den Gehalt von gesundheitsrelevanten Nährstoffen wie Fetten, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz. Je höher der Energiegehalt und je gesünder die Inhaltsstoffe, desto höher ist der Nutri-Score auf der farbigen Skala von A bis E. Rund 90 Prozent der Verbraucher haben den Nutri-Score schon einmal auf einer Lebensmittelverpackung wahrgenommen – im Jahr 2021 waren es noch 44 Prozent.

Kaufentscheidung Haltungsform

Als weitere Kennzeichnung wurde die „Haltungsform“ als freiwilliges Label im Rahmen eines branchenübergreifenden Konzeptes maßgeblich vom deutschen Lebensmitteleinzelhandel eingeführt. Damit trägt die Lebensmittelbranche dem Wunsch der Verbraucher Rechnung: Rund 84 Prozent achten auf Informationen zu den Haltungsbedingungen der Tiere, 70 Prozent möchten wissen, ob ein Lebensmittel zu fairen Bedingungen produziert wurde. Das fünfstufige Label für die Haltungsformen gibt dazu mehr Transparenz auf der Produktverpackung. Laut einer Studie des Marktforschungsinstituts YouGov fördert der verstärkte Einsatz des Labels den Vergleich bei den Konsumenten. Viele erwarten, dass so der Druck auf die Hersteller wächst, damit diese ihrer Verantwortung nachkommen und faire Produktionsbedingungen umsetzen. Allerdings gibt es auch Kritik seitens der Konsumenten, dass ihnen das Hintergrundwissen zu den verschiedenen Haltungsformen fehlt und bei ihnen Verwirrung entsteht, wenn es einen vermeintlichen Widerspruch zu anderen Labeln gibt. Außerdem strahlt es als freiwilliges Label weniger Glaubwürdigkeit aus als offizielle Siegel. Trotzdem wird das Haltungsform-Label positiv und als Schritt in die richtige Richtung wahrgenommen.

Größere Wahrnehmung

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Umsatzanteile von Molkereiprodukten der Haltungsformen 3 und 4 bei zehn Prozent des Gesamtmarktes liegen. Das liegt teilweise auch daran, dass bei der Kaufentscheidung für Käse die Haltungsform keine größere Rolle spielt, da das Produkt schon zu weit von der Kuh entfernt scheint. In der Summe zeigt sich aber, dass über die Hälfte der Verbraucher auf das Haltungsformsiegel achtet und es ihnen eine einfache und schnelle Orientierung verschafft – und auch im Einklang mit einer gesunden und bewussten Ernährung steht.

90%

der Verbraucher

... haben den Nutri-Score schon einmal auf einer Lebensmittelverpackung wahrgenommen - im Jahr 2021 waren es noch 44 Prozent.