„Der Trend zu HF 3 ist unumkehrbar“

Nachdem DMK im vergangenen Sommer ankündigte, große Teile des Sortiments auf die Haltungsform 3 umzustellen, ist im Hintergrund viel passiert. Es galt, die Landwirte über die Teilnahmebedingungen zu informieren, die Auditierung interessierter Betriebe auf den Weg zu bringen und organisatorische Stellschrauben in den Werken sowie bei der Milcherfassung zu drehen. Parallel starteten die Gespräche mit dem Handel, um das Engagement der Landwirte, das von DMK mit einem Zuschlag von drei Cent pro Kilogramm Rohmilch inklusive des VLOG-Zuschlags honoriert wird, entsprechend zu vermarkten. Ob Milch- und Milchprodukte aus der Haltungsform 3 zukünftig ein Verkaufsbooster für DMK sind und wie die Stimmung zu diesem Thema bei den Landwirten ist, darüber haben wir mit Stefan Keller, COO Business Unit Private Label, und Dr. Klaus A. Hein, Chief Agri Business and Member Affairs, gesprochen.

Wo stehen wir mit dem Thema Haltungsform 3 aktuell?

Dr. Klaus A. Hein 

„Gesetzliche Anforderungen und das gesellschaftliche Bewusstsein beim Thema Tierwohl in der Lebensmittelproduktion gewinnen in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung bei den Verbrauchern. Das führte zur Entscheidung bei DMK, einen Großteil des Sortiments auf Haltungsform-Stufe 3 umzustellen. Und auch wenn dies Herausforderungen entlang der Wertschöpfungskette mit sich bringt, sind wir überzeugt, dass die Chancen für unsere Mitglieder überwiegen. Wir steigern damit die Wertschöpfung auf unseren Mitgliedsbetrieben und erhöhen die Wertschätzung der geleisteten Arbeit. Dieser Mehraufwand muss sich für unsere Mitglieder aber auch lohnen.“ 

 

Stefan Keller 

„Konkret sind wir bereits im vergangenen Jahr mit der ersten Haltungsform-3-Umstellung in Erfurt gestartet mit dem Produkt H-Milch, welches mit dem Label HF3 bereits im LEH zu finden ist. Weitere Werke und Produkte folgen dieses Jahr: Im Fokus der Umstellung stehen die Produktgruppen Käse, Quark inklusive Körniger Frischkäse und weiterhin H-Milch. Weitere Sortimente wie Sahne und H-Sahne werden hinsichtlich einer Einführung noch geprüft.“ 

„Am Ende geht es immer um die Qualität des Produktes.”

Stefan Keller, COO Business Unit Private Label
Stefan Keller, COO Business Unit Private Label

Wird Haltungsform 3 der nächste Standard im Lebensmitteleinzelhandel?

Stefan Keller 

„Insgesamt lässt sich sagen, dass der Trend zu HF3 unumkehrbar ist, auch weil große Discounter sich entschieden haben, nur noch Produkte aus den Haltungsformen 3 und 4 in wenigen Jahren anzubieten. Ich denke aber, dass schon im nächsten Jahr HF3 ein gewisser Standard sein wird. Das passt zur DMK Group, die eine echte Retail- und Foodservicekraft in Deutschland ist und gute Marken hat. Die Umstellung auf Haltungsform 3 entspricht unserer Vision – wir wollen die erste Wahl für Konsumenten und Kunden sein.“ 

Wie steht der Handel zum Thema Haltungsform 3?

Stefan Keller 

„Diverse Handelspartner haben Haltungsform 3 als Forderung ausgesprochen, sodass die Umstellung für uns ein konsequenter Schritt ist, um uns in diesem relevanten Themenfeld zukunftsorientiert aufzustellen. Insbesondere im Eigenmarkensegment war zuletzt spürbar, dass die Menge an Milchprodukten aus Haltungsform 3 zunimmt. Und letztendlich wurde im Handel mit den Haltungsformen ein Label etabliert, auf das sich Lebensmittelproduzenten und der LEH einigen konnten.“ 

Was bedeutet dies mit Blick auf die Kontraktverhandlungen mit dem Lebensmitteleinzelhandel?

Stefan Keller 

„Das bedeutet, dass wir bei der Einführung der Haltungsform 3 mit unseren Landwirten in Vorleistung gehen, um dem Handel und letztlich den Verbrauchern entgegenzukommen: HF3 ist ein gutes Argument, den ausgezahlten Milchpreis den Kunden verständlich zu machen. Manchmal gibt es da noch Gesprächsbedarf, weil argumentiert wird, dass die Kühe auf den Betrieben unserer Landwirte eh auf Top-Niveau gehalten werden und qualitativ hochwertige Milch liefern. Der Sprung ist aus Sicht unserer Kunden nicht groß zur Haltungsform 3. Doch es geht um die Erfüllung von Standards, weswegen das HF-Label eingeführt wurde. Und das hat seinen Preis, denn am Ende geht es immer um die Qualität eines Produktes.“ 

Wie wird das Thema Haltungsform 3 bei den Landwirten aufgenommen?

Dr. Klaus A. Hein 

„Wir sehen, dass wir nicht viel Aufklärungsarbeit leisten müssen. Die Landwirte haben in den letzten Jahren in mehr Tierwohl investiert und ihre Ställe und Betriebe zukunftssicher aufgestellt. Dementsprechend hoch ist das Interesse, an dem Programm teilzunehmen. Die Landwirte in unserer Genossenschaft sind eigenständige Unternehmer und haben daher einen guten Blick für die Marktlage und die Entwicklungen in der Milcherzeugung und bei der Verbrauchernachfrage. Sie haben längst erkannt, dass der Trend hin zu mehr Tierwohl nicht von kurzlebiger Natur ist, sondern die Milchproduktion nachhaltig beeinflusst.“ 

„Der Mehraufwand für Haltungsstufe 3 muss sich für unsere Mitglieder aber auch lohnen.”

Dr. Klaus A. Hein, Chief Agri Business and Member Affairs
Dr. Klaus A. Hein, Chief Agri Business and Member Affairs

Welche Unterstützung und Anreize hat die DMK Group bei der Umstellung auf Haltungsform-Stufe 3 geleistet und warum wird nicht direkt auf Haltungsform-Stufe 4 umgestellt? 

Dr. Klaus A. Hein 

„Wir möchten allen unseren Landwirten, die bereits in höheres Tierwohl investiert haben oder dies aufgrund der Umstellung tun, die Möglichkeit anbieten, an dem Programm teilzunehmen und ihr Engagement vergütet zu bekommen. Dies spiegelt sich im Zuschlag wider, den die Landwirte für die Einhaltung des Standards erhalten und der eine gute Grundlage für die Weiterentwicklung des Betriebs im Hinblick auf das Thema Tierwohl bildet. Außerdem wollen wir am Markt ein deutliches Signal für Tierwohl setzen und dem breiten Sortiment eine Einsortierung in die Haltungsform-Stufe-3 ermöglichen. Haltungsform-Stufe-4 ist exklusiv den Weidestandards vorbehalten und bedient somit ein Nischenprogramm.“ 

Welche Möglichkeiten haben Landwirte, die aktuell noch nicht im Programm sind?

Dr. Klaus A. Hein 

„Interessierte Landwirte haben alle sechs Monate die Möglichkeit, dem Programm QM++ neu beizutreten. Konkret wird das Programm zum 1. April und 1. Oktober eines jeden Jahres geöffnet. Unser landwirtschaftlicher Außendienst unterstützt bei der Umstellung. Zudem bieten wir beispielsweise Webinare an, um alle Informationen schnell und niedrigschwellig bereitzustellen.“