„Danach ist der Drops gelutscht“
Alle Jahre wieder steht Logistikchef Hartmut Buck mit seinem Team vor einer der größten Herausforderungen der DMK Group: Wie managt er das Weihnachtsgeschäft vom Rohprodukt bis ins Regal? Eine Bildergeschichte über ein besonderes Wettrennen.

Ich arbeite seit 30 Jahren bei DMK in der Logistik, gleichzeitig betreibt meine Familie einen Milchviehbetrieb. Logistik und Bauernhöfe müssen 24 Stunden, sieben Tage die Woche funktionieren. Es ist immer was los, jede helfende Hand ist gefragt.

Wenn Landwirte nicht die benötigten Rahmenbedingungen und Ressourcen bekommen, um die Höfe wirtschaftlich zu betreiben und qualitativ gute Milch zu erzeugen, hat das Auswirkungen auf die gesamte Lieferkette und damit auf unser Unternehmen. Die Supply Chain startet mit der Abholung der Milch bei unseren Landwirten. Unsere Zusammenarbeit funktioniert wie ein Zahnrad und das ununterbrochen, pausenlos, ganzjährig: Das Produkt wird in der Molkerei verarbeitet, gelagert, kommissioniert, von dort ausgeliefert – und von vorn. Das bedeutet Schicht-, Wochenend-, Feiertagsarbeit. Das Feiertagsgeschäft – wie jetzt zu Weihnachten – ist jedoch noch mal eine ganz besondere Herausforderung.   

Wir holen die Milch ab, ...

Die Milchsammelwagenfahrer holen täglich die Milch bei unseren Landwirten ab, egal ob Arbeitstag, Wochenende oder Feiertag.  

 

 

 

 

 

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Zu Weihnachten wird mehr gekocht und gebacken. Der Einzelhandel braucht nun mehr spezielle Ware wie Sahne, Crème fraîche, Käse.

Wir schätzen ab, was der Konsument nun kauft, aber die konkrete Menge, die wir liefern müssen, kann uns auch der Einzelhandel nicht weit im Voraus benennen.

Gerade um die Weihnachtszeit haben wir aber mit Unwetter, Schnee oder Eis zu rechnen. Straßen sind versperrt, Wege unbefahrbar – jetzt profitieren wir von einer guten Zusammenarbeit zwischen Milchsammelwagenfahrern und Landwirten. Da zieht ein Trecker auch schon mal den Lkw aus dem Schnee und es kann – hoffentlich – weitergehen.   

… liefern sie beim DMK Werk an, …

In den Wochen vor Weihnachten sind wir darauf angewiesen, dass genügend Lkw-Fahrer zur Verfügung stehen. Viele möchten nun aber in den Urlaub, mit ihren Kindern feiern oder in ihre Heimat zurück.  

 

Ähnlich wie auf den Milchviehbetrieben brauchen wir in einer Molkerei Menschen, die bereit sind, auch an Tagen zu arbeiten, die nicht so angenehm sind. 
Die generelle Herausforderung ist die Personalverfügbarkeit. Viele Bereiche sind bereits heute hochautomatisiert, selbst ein Teil der Gabelstapler navigiert heute fahrerlos. Das spart Arbeitskräfte und finanzielle Ressourcen. Das klingt auf den ersten Blick vielleicht befremdlich, aber wir als Unternehmen müssen die technologischen Vorteile der Zeit einsetzen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Andererseits erfordert der immer stärker werdende Nachwuchskräftemangel auch dringend den technologischen Fortschritt.  
Es ist heute wesentlich schwerer, Personal zu finden, das die Schicht- und Wochenendarbeit eines Lkw- oder Lagermitarbeiters übernehmen will. Wir sind unseren Mitarbeitern daher sehr dankbar und zeigen das auch. Wir müssen uns um sie kümmern, es ist mir wichtig zu wissen, wie es ihnen geht, ob einige besonders gefördert werden müssen, weil sie Ideen haben oder sich weiterentwickeln wollen, oder ob sie einfach nur fair bezahlt ihren Job ausüben möchten. Für uns sind diese Menschen der Dreh- und Angelpunkt für das Funktionieren unserer Lieferkette.   

… machen daraus Produkte, … 

Damit wir nicht über- oder unterproduzieren, schätzen wir die von unseren Kunden gewünschten Mengen auf Basis unserer Vergangenheitsdaten ein. Um das Konsumverhalten der Menschen besser erfassen zu können, arbeiten wir an dieser Stelle mit digitalen Systemen, die wir ganzjährig mit neuen Informationen aus dem Einzelhandel und unseren Absätzen füttern. So lassen sich Prognosen errechnen.
Wir müssen vorproduzieren, um die erhöhten Bestellanforderungen der Handelskunden zu Weihnachten erfüllen zu können. Die Vorproduktion führt wiederum zum Bestandsaufbau in den Lägern. Hier müssen wir mögliche Kapazitätsengpässe in den Frischelägern managen. 

… lagern sie, …

Die Feiertage liegen dieses Jahr auf einem Mittwoch und Donnerstag. Wir müssen die Bestellungen der Kunden, die normalerweise fest über fünf Wochentage terminiert sind, jetzt auf drei Wochentage verteilen. In diesen Tagen erhöht sich der Umschlag in unseren Lägern und bei unseren Kunden erheblich.
Die Fahrer holen die Ware aus unseren Lägern ab, liefern beim Handel an, kommen zurück, nehmen neue Ware auf. Das ist die übliche Kette. Und dann kann es natürlich zu Komplikationen kommen. Störungen in unseren Lägern, Stau auf dem Transportweg zum Kunden oder eine Schneekatastrophe. Auch ist es möglich, dass wir in den Handelslägern nicht abgeladen werden, weil sie voll sind. Das macht an allen Stellen der Lieferkette richtig Stress.  
Eine weitere Herausforderung: Molkereien produzieren täglich Ware, die ins Lager muss. Wenn durch die Feiertagskonstellation an vielen Tagen der Absatz fehlt, sind die Kapazitäten schnell erschöpft und unsere Läger laufen fast über. Da ist dann Kreativität gefragt, um intern über unsere Standorte oder extern alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Durch unsere immer präziseren Prognosen konnten wir das in den letzten Jahren aber vermeiden. 

… kommissionieren sie, …

Vor 30 Jahren war es komplizierter: Da gab es noch die Ultra Frische – eine Frischmilch, die damals durchschnittlich nur acht Tage haltbar war. Die vielen kleinen Supermärkte wurden aufgrund der geringen Haltbarkeit der Frischmilch direkt beliefert. Das Anliefern war logistisch gesehen eine viel größere Herausforderung, denn es gab mehr Kunden und mehr Touren. Eine enge Abstimmung mit den Behörden war erforderlich. Ohne Ausnahmegenehmigung darf an Sonn- und Feiertagen nicht transportiert werden. Manchmal war Ware im Supermarkt schlichtweg ausverkauft. Die Prognosen zur Liefermenge erfolgten meistens aus Erfahrung und purem Bauchgefühl heraus.  
Heute läuft alles wesentlich geordneter und effizienter ab. Die Milch ist 20 Tage haltbar, der Handel hat Zentralläger geschaffen, die wir dann gebündelt mit größeren Mengen beliefern. Moderne Prognosetools und neue technologische Möglichkeiten erleichtern uns die Logistik heute erheblich. 

… beladen die Lkw mit unserer Ware, …

Für eine zuverlässige und kostengünstige Belieferung der Kunden ist es sehr wichtig, die Ladekapazitäten der Lkw bestmöglich auszuschöpfen.
Wir setzen für Frischware, die in der Regel leicht ist, grundsätzlich Doppelstock-Lkw ein, die in zwei Ebenen beladen werden. Dadurch erzielen wir das optimale Verhältnis zwischen Volumen und Gewichtsauslastung. Für eine Ladung, für die wir früher vielleicht dreimal fahren mussten, fahren wir jetzt nur noch zweimal. Weniger Sprit, weniger Emissionen. Unsere Faustformel:  Je optimierter wir den Lkw beladen, desto nachhaltiger und ressourcenschonender.  

… und transportieren sie zum Kunden.

Das Weihnachtsgeschäft startet für haltbare Ware, wie H-Sahne und H-Milch, bereits Ende November. In den beiden Wochen vor Weihnachten und in der Weihnachtswoche geht es dann vor allem um Frischware. In diesen Tagen müssen wir die Verladetermine mit unseren Spediteuren und die Anliefertermine mit unseren Handelspartnern sehr eng abstimmen, um die großen Warenmengen in kürzerer Zeit durch die Läger schieben zu können. 

Wenn die Ware nicht bis in die 51. Kalenderwoche hier landet, ist der Drops gelutscht. Danach bricht das Geschäft ein. Die Kunden sind dann im Urlaub oder Essen auswärts, kochen aber nicht mehr so viel wie vorher.  

Bisher hat immer alles gut geklappt – auch wenn wir als Unternehmen natürlich immer was verbessern können und noch nicht am Ende der Reise angekommen sind. Nach Weihnachten fällt der Stresspegel bei allen von uns deutlich ab. Dann gibt es meistens noch ein nettes Grillen mit den Mitarbeitern, die an den Feiertagen für uns da waren. Das schweißt zusammen – und dann setzt auch bei uns endlich mal das Weihnachtsgefühl ein.